Sie fahren nachts, damit sie keiner sieht.

 

Trailer of Tears

Ein Greyhound-Bus macht Tankstation um 1 Uhr in der Früh, irgendwo in Oklahoma. Neben der weitestmöglich entlegenen Zapfsäule steht er: ein Laster voller Leben, Kälber, deren Lebensminuten gezählt sind. Als ich den Photoapparat greife, aus dem Bus springe und photographierend auf den Henkerskarren zugehe, bemerkt mich der Fahrer und fährt davon, bevor ich die kleinen feuchten, suchenden Schnauzen auf einem Bild verewigen kann. Das erste und letzte Bild dieser kleinen Seelen: nur ein blitzendes Auge, dann alles verschwommen und dann aufgefressen von der Dunkelheit.

In Deutschland erhascht man manches Mal noch einen helllichten Blick auf solche Elendstransporte. In Amerika ist man einen Schritt weiter, da fahren sie nachts, damit sie keiner sieht. Ich bin vegan, weil ich diese Bilder immer vor mir sehe und in mir fühle. Diese Schnauzen, die nach den Müttern schnüffeln, denen sie entrissen wurden. Diese Augen wie kleine Sterne, die in ihrem Leben nichts als Elend gesehen haben (werden). Die kleinen Leiber, die vielleicht schon übermorgen auf irgendjemandes Teller als „veal“ liegen werden, während die Milch ihrer Mütter selbigen morgens zum Frühstück mit Kakao gemischt worden sein wird.

Veganer sind extrem.