Aus der Woche gegriffen

Wünschchen

 

Wie ein Wunsch geboren wird

 

Wie uns ein Wunsch geboren wird,

das merkt man kaum, jäh ist er da.

Doch, wer achtsam seine Sehnsucht kirrt,

manch einen solchen werden sah.

 

Erst weht’s vorbei wie Windeshauch,

Sommerahnung im Winterkalt.

Kaum spürbar noch, unsichtbar auch,

ein Rascheln leis’ im Abendwald.

 

Heimlich, zart, noch unerkannt

Flicht er sein Wurzelwerk ganz fein,

der kleine Keim, vom Herz gesandt

lugt in das Seelenfenster ein.

 

Nun spürst du, dass du schwanger gehst,

mit einem namenlosen Ziel,

schon sehnt es, dass du es verstehst

und gleitet aus dem Fühlensspiel.

 

Und bald, auf unbekannte Weise,

führt es behutsam Geist und Denken,

und nimmt sie mit auf Sehnsuchtsreise

und traulich lassen sie sich lenken.

 

Dann kannst du’s sagen, dichten, singen:

„Ich wünsche mir, dies Noch-nicht-Sein,

dies Geistestbild zur Welt zu bringen!“

Der Wunsch ist da, der Weg nun dein.

 

Erlaube deinem Lüstetreiben,

seine Schätze frei zu heben.

Dann wird die Seele urbar bleiben

und blühen im verwunsch’nen Leben.