Aus der Woche gegriffen

Dagur

 

Für immer

Du gütiges Schicksal, das du mir diesen Hund gesandt hast! Ich will dir von ihm erzählen. Du schicksalhafter mir geschenkter Hund, ich will dir von meiner Liebe erzählen. So wie wir es so oft getan haben, während wir aneinandergeschmiegt saßen. Ich erzählte dir, wie lieb ich dich habe – „...so lieb, so lieb!“ – und du lecktest mir Hand, Bein oder Wange.

Dreizehn Meter im Tierheim Nagykanizsa. Bellen und Springen überall, Seelen, die um Gesehenwerden flehen. Und im Augenwinkel ein schwarzer Schatten. Versonnen schnüffelnd, einen Moment froh mit sich auf dem Fleckchen Grün, in das die Hunde durften, wenn die Pfleger gut aufgelegt waren, Zeit hatten und an sie dachten. Ein Augenwinkelblick, ein Wenden des Gesichtes in die Richtung jenes Schattens und ich wusste, wer du bist. Dass du es bist, immer warst und immer sein würdest.

Als hätte ich dein Urbild schon immer in mir gehabt, trafen unsere Seelen einander, mein Hund, mein Herz. Wir gingen zu dir, wir gingen mit dir. Wie glücklich du schwingenden Schrittes am Seitenstreifen der Straße entlang rochest, wie innig du dich bald an das Bein deines Herrn in spe lehntest! Wie andächtig du dich von uns striegeln ließest. Wie geduldig du dich ins Auto heben und wie duldsam du dich dreizehn Stunden ins Unbekannte fahren ließest. Und immer hatten der Herr oder ich eine Hand an deiner Flanke, deinem Ohr, deinem Rücken, um dich zu streicheln und dir zu sagen, dass das Unbekannte ein Schönes für dich werden sollte.

Und dann warst du da. Du, von dem die Tierheimleiterin mahnend gesagt hatte: „Der braucht keine Menschen!“. Du, über den sie sich so täuschte. Du, der du niemals Menschen hattest, die dich liebten. Du, dem eine Kette so tief in den Hals geschnitten hatte, dass fingerbreite weiße Narben rund herum geblieben waren. Du, der du sechs Jahre nur Beton und Dreck und Hunger und Kälte und manchmal ein Stück ersehnte Schnüffelwiese im Tierheim gekannt hattest. Du, mein Hund, mein Herz, mein Dagur, warst so bereit für deine Menschen, deine Herrn. Du machtest andächtige Schritte in deinem neuen Heim. Besahst jedes Zimmer, berochst jede Ecke, trankst aus dem Klo. Und dann kamst du zu dem Herrn und mir, die wir still im Flur gestanden hatten, und sahst uns an. Du legtest dich auf den Rücken und botest uns deine Kehle. Kein Wort hatten wir gesprochen, keine Geste vollführt. Und du hast doch alles verstanden, alles. Und hast dich entschieden. Schenktest uns deine Liebe, legtest dein bares Vertrauen vor uns hin, übergabst uns dein Leben.

Niemals wieder hast du auf dem Rücken gelegen. Nicht beim Schlafen, nicht beim Spielen, nie. Du hasstest es, auf dem Rücken zu liegen. Jenes einzige Mal hast du es getan, für uns, aus freiem Willen einer freien Seele, die sich binden wollte an Menschen, die sie von dem Leid des Vergangenen befreien, frei lieben wollten. Du gabst dich uns, so als kenntest du uns wie wir dich seit je, seit Anbeginn der Liebe selbst. Und ich nahm sie auf, die Verantwortung, die du mir in die Hand gabst. Alles geben wollte ich. Alles. Lernte deine Seele erspüren, lernte deine tiefe, ernste, stolze, hingebungsvolle Einzigartigkeit kennen.

Du gütiges Schicksal, das du uns Glück lehrtest! Du glücklich Werden lernender und es mich lehrender Hund! Dein in dir zufriedenes Dich-Laben an dem, was dein neues Leben wurde. Frohes Zutrauen darauf, dass für dich gesorgt sein würde. Dein sich erschließendes Zugehörigkeitsgefühl. Dein sich öffnender Blick. Der erste Freudenhüpfer, danach dich einholende Scham. Irgendwann der hundertste Freudenhüpfer und die Scham längst vergessen: fortgeliebt. Unsere endlosen Spaziergänge in deinem schwingenden Schritt. Unerschöpfliche Immerfreude des Schnüffelns, deine begleitete Freiheit an der Seite deiner Herren. Unerschöpflicher Segen deiner Hundeliebe in meinem Herzen, meine von dir beschirmten Schritte aus dem Dunkel meiner Vergangenheit heraus. Bergen, Schmiegen, Schlecken, Aneinanderliegen. Endlich wissen, was du fressen magst. Alles geben, alles empfangen. Zanken, Schnauzenkräuseln, schlecken, vertragen. So viel Vertrauen, so viel Wärme. Auch als dein Herr auszog, uns aber nahe blieb, bei dir blieb, weil er dich so liebt. Innigste Verbindung. Du schläfst, schaust auf, deine Augen suchen mich, unsere Blicke treffen sich und du schnaufst erleichtert und schläfst weiter. Heilende Seele, sich hervor wagende Lebendigkeit, deine, meine. Unsere einander rufenden, spiegelnden, berührenden, umfangenden Seelen. Liebe, so viel Liebe, mein Hund, mein Herz, mein Schatz. Wir haben es so gut gemacht, wir haben einander ganz gemacht. Unsere drei Jahre Glück.

Und dann jener Winter. Der Zufallsbefund: Veränderungen an deiner Prostata. Zweitmeinung, Gedanken, Erwägen, Ausser-mir-Sein, Verzweifeln. Alles-geben-Wollen. Vor Verantwortungsgefühl blind werden, Bauchgefühl überhören, mich für das Vernünftige entscheiden. Deine Kastration. Und nach zwei Tagen die Katastrophe. Schmerzen, Hunger, Schwäche, Unruhe, durchwachte Nächte, Hecheln, Um-Hilfe-Ersuchen und Ringen. Hilfe, die dir, die uns niemand mehr geben kann. Keinen Tag waren wir mehr glücklich seither, mein armer Hund, mein blutendes Herz.

Wenige Tage lagen zwischen „Hui, der ist noch ein ganz Junger, gell?“ „Nein, der ist schon elf!“ und „Oh weh, der ist aber schon arg alt, oder?“ „Nein, der ist erst elf, aber...“ Schließlich habe ich nur noch traurig gesagt „Ja.“ Und still und bitterlich geweint, wenn die Passanten ein paar Schritte fort waren. Spazieren Schleichen in deinem gequälten Passgang.

Niemals habe ich und niemals werde ich mir das vergeben.

Wir beide litten elendiglich. Ich ging an den Rand unser beider Kräfte und darüber. Und es durfte so sein, denn wir liebten einander. Eineinhalb Jahre, mein geliebter Hund, mein leidend Herz. Du gütiges Schicksal, was hast du mich durch deine grausamen Prügel gelehrt! Doch du grausames Schicksal, warum hast du meinem Hund das angetan? In allem habe ich meinen Sinn gefunden, aus allem Hingabe, Alles-geben-Wollen und Liebe, so viel Liebe geschöpft. Aber doch nicht du, mein Hund. Du trankest so viel Leid, Leid, Leid. Und deine Augen suchten meine und fragten mich: „Warum“. Und ich konnte nur sagen: „Ich weiß es nicht, aber ich liebe dich.“ Und dein Kopf sank erleichtert und ermattet nieder und du schliefst. Manchmal. Und manchmal musste ich sagen: „Ich weiß es nicht und ich kann dir nicht helfen, bitte leg dich hin und schlaf!“ Und du irrtest weiter in der Wohnung umher, nachts um halb drei, bis ich doch mit dir vor die Tür ging, in der Hoffnung, dass du bald deinen Haufen machen und dann erleichtert und ermattet schlafen können würdest.

So viel musste ich dir antun, damit dein Leid möglichst gemindert wurde und um nicht zugrunde zu gehen. Dir Medikamente hineinzwingen, Dich objektiv „genug“ füttern und doch sichtlich hungern lassen. Mich gegen deine Unruhe taub machen, wenn ich wusste, dass ich sie nicht lindern konnte. Doch noch immer war so viel lebendige Liebe in dir, so viel Kampf dem Leid zuwider, du tapferer Kerl. Du wolltest leben. Und so viel habe ich dir angetan, um auch ein wenig leben zu können. Dich tage- und nächtweise zu deinem Herrn geben, dich wieder holen, dich allein lassen; dich mitnehmen, wohin du nicht willst. Ich versuchte, manchmal erfolgreich, glücklich zu sein, trotz deines Leids. Glücklichsein ohne dich war Glücklichsein mit halbem Herzen. Und die andere Hälfte schmerzte. Immer. Und immer, immer liebtest du mich. Und immer flehte ich um Verzeihung, die du mir nicht geben konntest, weil du nicht wusstest, dass es etwas zu verzeihen gab. Mich im Angesicht deiner unendlichen Liebe schuldlos und doch ob der Last meiner in bester Absicht erwirkten Untaten unentschuldbar fühlen – das ist wie Klingen in der Seele, die das Schicksal dreht, mein Hund, mein Herz, mein Schatz.

Schwach und schwächer wurdest du und dicht und dichter zog sich die Schlinge um unser beider Hälse. Nur falsch handeln konnte ich. An jeder Wegscheide stand meine Verantwortung für dich Pate für die ringend erwogene am wenigsten schlechte Entscheidung. Und nur zwei Wünsche hatte ich: Dass ich bar jeden Zweifels wissen dürfte, wann es so weit sein würde, dich einzuschläfern. Dich umzubringen. Und dass du dich geborgen, gehalten und nicht allein fühlen mögest, wenn du gehst. Dass du von dieser Welt und in den Tod hineinscheiden dürfest, wissend, dass du geliebt bist.

Der erste Wunsch wurde erfüllt. In der Nacht vorher habe ich nicht geschlafen. Ich dämmerte mit einem Lied im Ohr, das den Titel „Forever for now“ trägt, und warf meine Seele in die Zuflucht, die die Unfassbarkeit dessen, was zu groß für uns ist, aufspannt. Unfassbar, dass dieser herauf dämmernde Tag dein letzter, dass in wenigen Stunden dein so schwer gehender und gegen vier Uhr morgens endlich von Stöhnen, Hecheln und Röcheln in stillere Züge übergegangener Atem nie mehr über die Haut meiner Wangen oder meiner Hände streichen würde. Für immer jetzt…, es ist und muss so bleiben, dass du in meinem Leben bist, eine andere Art zu sein, gäbe es nicht für uns. Zugleich schritt die Zeit voran, um neun konnte und würde ich den Tierarzt anrufen. Deinen Tod bestellen. Das Letzte, was zu tun bleibt, wenn ich nichts mehr für dich tun kann. Alles, alles, alles, alles wollte ich tun für dich, mein geliebter Hund, alles und mehr. Jetzt, für immer. Nichts vermochte ich mehr, als bei dir zu sein. So wie es dein Herr war, der die letzten beiden Nächte bei uns, neben dir schlief.

Man sagt „erlösen“ dazu. Als nähme das Töten das Leiden weg und ließe dich zufrieden und froh und befreit zurück. Aber so ist es nicht. Das Töten nimmt dich weg und damit auch das Leiden. Es nimmt dir alles und es gibt dich dem Nichts, in dem es kein Leiden gibt, aber auch kein Freuen. Dass Töten rlösen sei, das können vielleicht Menschen glauben, die von ihrem Leid abstrahierend noch wissen, wie es war, und sich vorstellen, dass es jenseits des letzten Tores wieder so werde. Und auch Menschen ohne Jenseitshoffnung, die wissen, dass es kein Leben ohne Leiden mehr gibt, können sich den Tod wünschen. Menschen wünschen und hoffen und wissen.

Doch du, mein Hund, du wolltest nicht sterben. Für dich gab es einzig das Jetzt, für immer das Jetzt. Ja, du wolltest, dass ich dir das Leiden wegnehme, du sahst mich an und sagtest: „Hilf mir!“ Aber du meintest nicht „Töte mich!“. Dass dir zu helfen dich zu töten bedeutet, das hoffte nur ich. Aber ich wusste und ich weiß es nicht. Niemand nimmt diese zermalmende Schwere weg von mir, nichts zu wissen und doch handeln zu müssen. Einzig ich weiß: das Töten nimmt dich mir und dir mich weg, es lässt mich alleine und befreit zurück.

So grausam diese letzten Stunden. Deine Tabletten mochtest du nicht mehr nehmen, und hattest sie doch bis gestern Abend so gerne gemocht. Ein letztes Mal vor die Tür – du konntest nicht mehr gehen. Und doch hattest du deinen Urin gehalten, du so Tapferer, bis wir dich vor die Tür getragen hatten. Wir setzten dich ab, in der Hoffnung, du könnest mit Hilfe ein paar Schritte tun, aber du machtest nur einen See, dort wo du saßest, und die Nachbarin schimpfte. Grausam, dass kein Schritt mehr gelingen wollte. Grausam, dass die Menschen, die uns sahen, wussten, dass du todgeweiht warst, dass sie dich tot sahen, wo du noch so ringend am Leben warst und leben wolltest. Grausam, dass du nicht mehr wusstest, wie du liegen solltest, dort auf deinem Lieblingsplatz am Fenster, wo du so oft schnaufend vor Zufriedenheit nach so mancher schweren Nacht in der Sonne schliefest. Grausam, dass ich aufstand und mit ruhiger Stimme erbat, dass der Tierarzt bald kommen möge, damit ich noch Zeit haben würde, mich von deinem toten Leib zu verabschieden, bevor ich ihn fortgeben musste – all das, während du noch am Leben warst.

Du trankest aus meiner Hand. Ich weiß, wie du in die Leere schlecktest, wenn du Durst hattest, und ich wusste, dass du trotzdem manchmal nicht trinken konntest. Dann benetzte ich meine Finger und hielt sie dir hin und während du sie ablecktest, senkte ich sie ins Wasser hinunter, das ich auf Schnauzenhöhe hielt, damit deine Zunge den Wasserspiegel finde. Dann trankst du. So auch an diesem Morgen. Und ich wusste, du würdest in ein paar Stunden keinen Durst und gar nichts mehr fühlen und würdest auf die Matte pinkeln, wenn deine Muskeln im Tod erschlaffen. Ich weiß, dass ich dann das Handtuch, das neben dir lag, verwenden würde, um den Boden zu säubern. Wenn du tot sein würdest.

So verlebten wir deinen letzten Morgen, saßen bei dir, sangen für dich und für uns, und ich wusste, ich dürfte dich nicht an mich reißen und halten und streicheln, weil du lieber ein wenig für dich bist, wenn du so schautest wie da. Alles, mein Hund, alles wollte ich für dich tun. Und irgendwann kam der Anruf, der Arzt sei unterwegs, und irgendwann hörte ich ihn im Flur heraufkommen – dein Herr hat ihn unten in Empfang genommen, damit er nicht klingeln musste und dich aufschreckt. Irgendwann bemerktest du, dass ein Fremder im Zimmer steht und recktest matt und mit Verstehens- und Lebenswillen deinen Kopf, aber er war schon da, hier, und er hielt dir die Hand hin und sagte „Hallo Dagur.“. Dann stach er dir die Narkose in den Nacken und du schriest auf. Und ich schrie stumm in mir, weil ich mir doch immer gewünscht habe, dass das letzte, was du erfährst von dieser Welt, das Zuströmen von Liebe und nicht das Zufügen von Schmerzen sein möge. Bald sank dein Kopf auf meine Hand und dein Atem wurde ruhig. Deine Augen zuckten wie wach, wenn ich über deinen Kopf streichelte und meine Hand an deine Nase legte, damit du mich riechen könnest und wissest: Ich bin da. Hörtest du mich noch, wie mein Herz rief: „Ich wollte es nicht, ich will es nicht und ich bitte dich, mir zu verzeihen“ und meine Lippen flüsterten „Ich habe dich so lieb, so lieb.“, immerfort, damit du es mitnehmen mögest? Und dann stach er die Spritze in dein Herz und es schrie nur noch in mir und hörte mich selbst nicht mehr, weil ich für dich noch einmal stark sein wollte, alles sein wollte für dich, mein Hund, damit du gehalten gehen könnest. Deine Augenlider zuckten nicht mehr, dein Zwerchfell krampfte, einmal, abermals, du machtest, als würdest du husten. Atemreflexe. Leiden? Todeskampf? Leid als letzter Gruß der Welt? Mein zweiter und höchster Wunsch – unerfüllt auf ewig?

Mein Hund, mein Herz, mein Freund, gleich ist es vorbei. Du lagst zwischen meinen Beinen, in meinem Schoß, wie so oft, als wir zusammen auf dieser Matte am Himmelsfenster saßen. Und mir war, als durchströme es mich von unten her und ich hielte dich und ich sah, dass dein Blick nun leer war. Das Krampfen deines Brustkorbs verebbte, noch einmal, schwächer… das letzte Mal? Als der Arzt das Stethoskop an dein Herz führte und nickte, sah ich dich an und alles in mir weinte und etwas sagte leise und klar: „Jetzt bin ich dich los“ und ich konnte nichts dagegen tun, nichts gegen den Allschmerz und nichts gegen jene Stimme.

Es tut mir so Leid. So unendlich Leid. Unauslöschbar Leid. Jetzt für immer, so Leid. Dass diese Stimme nach viereinhalb Jahren Alles-geben-Wollen und eineinhalb Jahren daran Scheitern auch da ist. Dass Alles-geben-Wollen in Alles-Nehmen mündete. Dass dein irdisches Leben so voller Leiden war und dass ich, die im Begriff war, alles zum Guten zu wenden, deinen Niedergang mit meinen unwillentlich falschen Entscheidungen flankierte. Ach mein Hund, mein Herz! Nichts mehr konnte ich dir geben als meine Liebe und dieses Alles-geben-Wollen, mein Versagen und meine Fürsorge, die so fehlbar war. Und es bleiben mir diese Liebe, und das Nichts-mehr-tun-Können und das so schneidende Gefühl von Schuld. Und einzig hält mich die verzweifelte, bittere Hoffnung, dass du all dies gespürt, längst und für immer gespürt haben könntest. Die Hoffnung, dass deine Entscheidung, dich mir als deiner Herrin anzuvertrauen, damals, als du auf dem Rücken lagest und mir deine Kehle botest, auch die Möglichkeit meines Versagens umfasste. Und dass deine Liebe für mich als die, die dich liebt, auch die Fehler umschließt, die ich bei dem Wahrnehmen der Verantwortung für dich machen würde.

Unsere Liebe und dein Vertrauen, sie bleiben mir. Und ich, ich bleibe mir. Ich, in die du dich eingeschrieben hast, weil ich unter deiner Liebe werden konnte, was ich bin. All das in mir: So viele durchweinte und durchzweifelte Abende, so viele stumme und brüllende Schreie – und du schläfst ruhig daneben, so dass auch ich endlich Ruhe finden kann. So viel Ringen und so viel Unvermögen und Trostlosigkeit – und du kommst und legst dich zu mir, so dass ich wieder weiß, warum es sich zu leben lohnt. So viel Einsamkeit und Angst und Nacht – und du weckst mich am Morgen, weil zusammen Spazieren Gehen das Schönste auf der Welt ist, so dass ich weiß, dass ich immer wieder glücklich werden kann. Und nun mein Hund, mein Herz, mein Schatz? Schläfst du neben mir, kommst du zu mir, weckst du mich? Weißt du, dass ich dich liebe, für jetzt und für immer? Kann ich ganzen Herzens glücklich werden, ohne dich, durch dich, deinetwegen, weil es dich gab?

Du gütiges Schicksal, das du mir diesen Hund gegeben hast, das du ihn mir nahmest, kannst du bitte nun diese meine Liebe nehmen und sie ihm geben? Und kannst du mich in deine Arme nehmen und mich halten, bis ich ausgeweint habe, und wieder und wieder, wenn ich wieder und wieder zu weinen beginne? Du gütiges Schicksal, kannst du ihm sagen, dass es all die Last, die ich für ihn länger und schwerer trug, als ich ertrug, und all die Hilflosigkeit, wider die ich mich für ihn stärker und entschiedener aufrecht hielt, als ich es aushielt – dass sie es waren, die mich manchmal ungehalten und manchmal abweisend sein ließen und nun befreit sein lassen? Und dass es aber meine Liebe ist, die währenddessen immer da war und immer da sein wird, die länger und schwerer und stärker entschiedener ist als alles sonst? Und du gütiges Schicksal, kannst du mir sagen, dass er das weiß und dass von alledem nur die Liebe bleibt, unsere Liebe, die uns fortdauernd verbindet? Du gütiges Schicksal, hast du mir meinen höchsten Wunsch erfüllt?

Du gütiges Schicksal, das du mir diesen Hund gegeben hast, ob du dies vermagst oder nicht – ich will dir danken. Du schicksalhaft mir geschenkter Hund, ich will dir danken. Und ich will dir fort und fort von meiner Liebe erzählen, während meine Seele an deine geschmiegt ist, für immer.

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Tierheimleben in Not e.V., die vertrauenswürdige Organisation, die uns auf Dagur aufmerksam machte und viele viele Herzenshunde vermittelt, findet sich hier https://www.tierheimleben-in-not.de

Hundehymnen auf Dagur aus schönsten Tagen sind  hier und hier zu lesen.