Pelz und Jagd

 

Häufig gestellte Fragen und die Antworten dazu

Zunehmend werben Pelzproduzenten und -verkäufer damit, dass der in ihren Produkten verwendete Echtpelz von wildlebenden, erjagten Tieren stamme. Oft werden den Jacken, Mänteln, Schals, Mützen, etc. kleine Info-Heftchen beigefügt, auf denen erklärt wird, dass die betreffenden Tiere, z.B. Kojoten oder Nutrias, „Überpopulationen“ bildeten und zum Wohle der Natur vor Ort sowieso bejagt werden müssten.
So wird suggeriert, der Käufer des Pelzprodukts tue geradezu etwas Gutes.

 

Wie steht es um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen?

Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema „Pelz von Wildtieren“, oft beispielhaft an Kojoten, zusammengefasst.*

 

 

Wissenschaftliche Fragen:

 

Erschossenes Wildschwein - (C) Uta Maria Jürgens

1. Wie sinnvoll ist es, die Zahl von Wildtieren durch Jagd regulieren zu wollen?

Die Frage, wie sinnvoll Jagd grundsätzlich ist und wie hilfreich sie bei der Regulierung von Tierbeständen ist, ist hochkontrovers. Zudem unterscheidet sich die Antwort abhängig von u.v.a. folgenden Faktoren:
- Beschaffenheit des Ökosystems (Aridität, Zusammensetzung der Biozönose, Pflanzendecke, geographische Isolation, …)
- Tierart (Predator vs. Beutetiere, Position in der trophischen Kaskade, ...)
- Art der Jagd (Fallenjagd, Treibjagd, Selbstversorgung, Trophäenjagd, …)
Sie sehen bereits an dieser völlig unvollständigen Aufzählung: Eine pauschale Antwort kann es nicht geben. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Tiere wie Kojoten, die einer Vielzahl verschiedener Ökosysteme leben.
Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass sich die Bestände von Wildtieren, insbesondere von so anpassungsfähigen Tieren wie Kojoten, oder hierzulande von Füchsen, schwer durch Jagd nachhaltig „in den Griff bekommen“ lassen. Viel wichtiger als Bejagung ist die Selbstregulation der Population über sogenannte „Dichteeffekte“: Wenn die Reviere besetzt und Nahrungsgrundlagen erschöpft sind, kann eine Population nicht weiter wachsen. Es stimmt, dass Kojoten und viele andere Tiere sich durch Anpassungen an städtische Umgebungen neue Lebensräume erschlossen haben, aber das ändert nichts daran, dass Dichteeffekte greifen, wenn auch diese Ressourcen erschöpft sind. Die Wirkweisen von Dichteeffekten sind vielfältig: Man beobachtet etwa, dass die Fruchtbarkeit von Weibchen nachlässt, wenn die Zahl der Artgenossen hoch ist, die Überlebensrate der Jungtiere ist verringert und schwächere Tiere sterben früher, usw..

Was macht die Jagd? Sie entnimmt Tiere und schafft dadurch „Lücken“, in die andere Tiere „nachrücken“ können. Die Dichteeffekte der Selbstregulation greifen nicht, weil ja stets genug Lebensraum da ist, in den neue Kojoten einziehen können.
Zudem wurde bei mehreren Tiergruppen beobachtet, dass die Geburtenrate in bejagten Populationen (z.B. auch bei Wildschweinen und Rehen) erhöht ist. Man vermutet, dass das durch Stressempfinden vermittelt wird. Die Natur kurbelt also sozusagen den Nachschub an. Zudem leben beispielsweise Wildschweine in festen Sozialstrukturen, d.h. es gibt Leittiere und Hierarchien. Die Leitbache etwa unterdrückt die Rauschigkeit (=Empfangsbereitschaft) der niederrangigen Weibchen, so dass die Fortpflanzung in einer funktionierenden Rotte natürlich begrenzt wird. Über unterschiedslose Jagd, z.B. bei einer Treibjagd oder eben beim Fallenstellen für Kojoten, werden oft auch die ranghohen Tiere getötet, so dass die Sozialstruktur zerrüttet ist: Das hat zur Folge, dass auch rangniedere Weibchen trächtig werden und es ingesamt gesehen mehr Nachwuchs gibt. So gesehen kann man sogar so weit gehen zu sagen: Die Jagd kann das Problem erst schaffen, was sie zu bekämpfen vorgibt.

Eine häufige Erwiderung der Jagdbefürworter lautet: Dann müssen wir eben beständig und konsequent große Mengen an Tieren schießen, dann ist es egal, ob viele nachwachsen oder nicht; es werden halt einfach so viele geschossen, dass die Population zahlenmäßig auf einem festgesetzten Stand bleibt.
Das kann man natürlich technisch machen. Allerdings kann man mit weniger Ressourceneinsatz die Natur „machen lassen“ und einen sehr ähnlichen Effekt erzielen. Jagd könnte man auf tatsächliche Problembereiche fokussieren, z.B. die Entnahme aggressiver Einzeltiere im Falle von Kojoten oder auf Schäfereien, bzw. auf Äcker, von denen man Wildschweine unbedingt fernhalten will und kein besseres Mittel existiert.


2. Wie steht es um die Balance in Ökosystemen, wenn eine Art stark zunimmt?

Viele Hersteller von Produkten mit erjagtem Pelz statten ihre Produkte mit ziemlich umfangreichen Informationen zu den mutmaßlichen Hintergründen der Pelzgewinnung aus, in denen oft das Bild gezeichnet wird, dass die bejagten Tiere in sog. „Überpopulationen“ vorkommen, die die Balance von Ökosystemen bedrohen, weshalb sie bejagt werden müssen. Allerdings sind die Begriffe „Überpopulation“, „Überlastung von Ökosystemen“, „Balance“, … keine wissenschaftlichen. Es sind anthropozentrische Konzepte der Alltagssprache..
Die Ökologie kennt keine „Überpopulationen“. Der Biologe lächelt sogar über den vermeintlich sinnvollen Begriff der „Balance“, weil es DEN Gleichgewichtszustand nicht gibt. Es gibt nur Dynamiken und Zustände, die an bestimmte Zeitpunkte und ökologische Gesamtumstände gebunden sind. Biologische Zustände ändern sich stetig, tarieren sich beständig neu aus und sind niemals auch nur annähernd statisch. Was es natürlich gibt, sind z.B. Kapazitätsgrenzen: das ist das, was ich oben in der Antwort auf Frage 1 nannte: Ein Ökosystem kann nicht eine beliebig hohe Zahl von z.B. Kojoten tragen. Deshalb greifen dann die sog. Dichteeffekte, die u.a. auch dazu führen können, dass die Population über mehrere Jahre total einbricht, sich wieder erholt, … usf. Also auch hier keine Balance. Soweit zur Biologie.
Meine psychologische Beobachtung und ethische Bewertung dazu ist: Die Pelzindustrie versteckt sich hinter diesen nicht-wissenschaftlichen Vorstellungen, um eine Daseinsberechtigung zu behaupten.


3. Wenn Jagd z.B. auf Kojoten nicht sinnvoll zur Bestandsreduktion ist, warum gibt es sie dann noch?

Schlimmer noch: manchmal werden sogar „Kopfgelder“ z.B. auf getötete Kojoten gezahlt – warum das alles, wenn Jagd angeblich nichts bringt? Aus ökologischer Sicht ist die Frage nach dem Nutzen der Jagd – wie in den Antworten auf Fagen 1 und 2 dargelegt – nicht so einfach positiv zu beantworten. Aber die Jagd hat hierzulande wie auch in anderen Staaten einen hohen gesellschaftlichen Status – inklusive massiver Lobby. Oftmals sind Politiker, Rechts- und Staatsanwälte selbst Jäger – die mutaßlichen Verfilzungen wurden mir mehrfach unabhängig voneinander seitens kritischer Jäger selbst bestätigt. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn es Gesetze gibt, die sich nicht an wissenschaftlichen Standards orientieren. Die Bejagung von Rabenvögeln hierzulande und die Bejagung von Kojoten in den USA sind dafür nur zwei besonders eklatante Beispiele.
Gerade in den USA ist die Ideologie des sog. „Manifest Destiny“ noch immer sehr stark, derzufolge es geradezu eine zivilisatorische, durch den christlichen Glauben unterfütterte Aufgabe des Menschen sei, sich der Wildnis zu erwehren und diese zu „zivilisieren“. Während meiner Zeit in den USA habe ich persönlich erlebt, wie massiv da (nicht nur) in ländlichen Gebieten noch in Terminis des Manifest Destiny gedacht und gefühlt wird. Insbesondere die Jagd wird dort nicht nur als eine Art Grundrecht oder zur Selbstversorgung, sondern als eine geradezu heilige Aufgabe angesehen – zumal die Jagd von Tieren, die in eine mutmaßliche menschliche Sphäre „eindringen“ und sich der menschlichen „Herrschaft“ scheinbar „widersetzen“ wie der Kojote.
Insofern ist die Existenz von Jagd als gesellschaftliche Institution an sich kein Zeichen ihrer Zweckmäßigkeit. Ihre Existenz und Form der Ausübung sollte streng nach wissenschaftlichen Erkenntnissen begründet werden.


4. Sind insbesondere Kojoten gefährlich, z.B. für Haustiere oder Kinder?

Tatsächlich sind Kojoten Wildtiere, die unsere menschlichen Kategorien von wertvollem und nicht-so-wertvollem Leben nicht kennen. Sie fressen, was in ihr „Schema“ fällt. Das können auch (kleine) Haustiere sein. Übergriffe auf Menschen kommen vor (siehe z.B. diese Publikation) und ich würde mich nicht zu der Behauptung versteigen, dass man generell von einer Ungefährlichkeit von Prädatoren ausgehen kann. Allgemein aber zeigen Wildtiere entweder eine Scheu oder aber eine neutrale Neugier gegenüber Menschen und aggressive Übergriffe sind in der ganzen Zeit des Zusammenlebens äußerst selten und wenn, dann nur in Zusammenhang mit Ausnahmeumständen (Tollwut, Anfütterungen, Furchtreaktionen) nachzuweisen.
Nähere Informationen zu einem „friedlichen“ Zusammenleben von Menschen und Kojoten auf der Grundlage fundierter ökologischer Kenntnisse finden Sie hier.

 

5. Würde das Tragen von Pelzen erjagter Tiere nicht helfen, die Käfighaltung von Pelztieren zu verdrängen?

Dies ist leider nicht der Fall und das aus mehreren miteinander verbundenen Gründen:
Die allermeisten Pelzträger, mit denen ich spreche, wollten tatsächlich gar keinen Echtpelz kaufen und wurden aber beim Kauf falsch informiert oder haben einfach vergessen, auf das Etikett zu schauen. Viele kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen Echt- und Kunstpelz. Jede Art von Pelz trägt dazu bei, das Bild zu vermitteln, Pelz sei „normal“ und „tragbar“. Das haben wir in den letzten Jahren leider erlebt: Die Umsätze der Pelzindustrie steigen stark und unterschiedslos bei allen Arten von Pelz. Wenn Menschen, die eigentlich KEINEN Pelz kaufen wollen, es noch nicht einmal schaffen, Echtpelz zu identifizieren (bzw. im Laden die korrekte Information zu bekommen, ob es sich um Echt- oder Kunstpelz handelt), werden sie erst recht nicht „etwas-ethischeren Pelz“ von „gar-nicht-ethischem Pelz“ unterscheiden können. Pelz ist ein Massenprodukt geworden und die Pelzindustrie wirbt sehr offensiv genau mit den von Ihnen genannten Argumenten: Dass es sogar Pelze gebe, die getragen werden SOLLTEN, um der Umwelt und dem „ökologischen Gleichgewicht“ geradezu einen Dienst zu erweisen. Die Fragwürdigkeit dieser Behauptung habe ich in der ersten Antwort darzulegen versucht.
Damit verbunden ist natürlich die nun folgende ethische Betrachtung, ob überhaupt eine Art von Pelzgewinnung unterstützenswert ist.


6. Pelz an sich ist doch ein ökologisches Material und das Tragen von Echtpelz ist insofern besser für die Umwelt als das Tragen von Kunstpelz oder Jacken aus künstlichen Materialien, oder?

Nein. Zur ausführlichen Begründung, siehe diesen Beitrag.

 

 

Ethische Fragen:

 

A. Ist es ethisch vertretbar, Pelz zu tragen? Ist Pelz erjagter Tiere „ethischer“ als der von Tieren, die in Massentierhaltung gehalten wurden?

Wie man die „Tragbarkeit“ von Pelz beurteilt, hängt ganz wesentlich mit der Frage zusammen, wie man Tiere allgemein betrachtet. Meine Position ist: Tiere sind Lebewesen mit einem Eigenwert. Jedes Tierindividuum ist einzigartig und (be-schützenswert). Individuell und als Gruppe sind viele Tiere zudem kognitiv und emotional ähnlich befähigt wie Menschen (das ist inzwischen sogar wissenschaftlicher Konsens), so dass ich dem Leben eines Tiers einen ähnlichen Stellenwert beimesse wie dem Leben eines Menschen. Ebenso, wie es sich bei Menschen verbietet, sie in mehr oder weniger „lebens-“ oder schützenswert einzuteilen, möchte ich den Eigenwert jedes Tierindividuums nicht dergestalt beurteilen und erst recht nicht die eine oder andere Art von Tod als „besser“ einstufen.

Es mag Tiere geben, die in Konflikt mit menschlichen Interessen treten. Das verleugne ich nicht und meine eigene Doktorarbeit ist der Frage gewidmet, wie man mit solchen Konfliktfällen umgehen kann. Aber immer gibt es da nicht-letale Wege. Man „muss“ kein Tier töten, weder um sich zu ernähren, noch um sich anderweitig zu schützen. Um einem oft gehörten Einwand gleich entgegenzutreten: Natürlich würde ich mich im Zweifelsfall dem Angriff eines Tieres erwehren, wenn mein Leib und Leben bedroht wären, auch, wenn ich es dabei notfalls töten müsste. Das aber gilt natürlich in Bezug auf jedweden Angriff und ist kaum der Rede wert.

Was jener naive Einwand zu überdecken versucht: Die allerallerallermeisten Begegnungen zwischen Menschen und potentiell problematischen Tieren sind friedlich. Insbesondere rechtfertigt beispielsweise die MÖGLICHKEIT eins tödlichen Kojotenangriffs nicht, pauschal Kojoten zur Pelzgewinnung zu töten. Ein Pelzbesatz an Jacken ist nicht nur überflüssig, sondern ethisch in keiner Weise vertretbar.

 

B. Was ist mit Ureinwohnern, die Pelz tragen?

Für uns ist Pelz nur Zierde. Anders ist dies natürlich bei menschlichen Lebensformen zu beurteilen, die Pelze brauch(t)en – und auf diese beruft sich die Pelzindustrie ja auch immer wieder – z.B. Ureinwohner in arktischen Gebieten. Aber man wird ja wohl kaum die Moral, die in diesen Lebensumständen gilt, 1:1 auf unsere Lebensumstände übertragen wollen, zumal jene Volksgruppen traditionell Tiere nicht als Verfügungsmasse des Menschen betrachten, schon gar nicht als Schädlinge in „Überpopulationen“, sondern ihnen mit tiefer Ehrfurcht begegnen. Es ist deshalb geradezu anmaßend, Pelztragen generell unter Rückgriff auf die Lebensweisen jener Menschen rechtfertigen zu wollen.

Dachs - von Schlagfalle getötet - (C) Lovis Kauertz

 


C. Wildfänge von Tieren sind doch ethisch besser als Käfighaltung, oder?

WENN man aus welchen Gründen auch immer Pelz tragen möchte (oder Fleisch essen möchte), dann ist es natürlich „weniger schlecht“, wenn die Tiere ein „schönes Leben“ hatten. Aber dies ist oftmals eine reine Gewissensberuhigung, die nicht trägt, wenn man sich die tatsächlichen Umstände des Lebens und Todes der Tiere ansieht.
Denn gerade „Wildfänge“ (auch durch sog. Linzenzjäger) zur Pelzgewinnung gestalten sich oftmals unter außerordentlich qualvollen Bedingungen. Es werden da vor allem Lebendfallen (z.B. Fangeisen) eingesetzt, in denen die Tiere dann teils tagelang qualvoll hängen, bis sie mit einem Keulenschlag „erlöst“ werden.


D. Ist es nicht vernünftig, den Pelz erjagter Tiere zu verwenden, anstatt den ganzen Kadaver zu entsorgen?

Es mag sein, dass heutzutage keine Tierart mehr durch "waidgerechte" Jagd ausgerottet wird (anders als z.B. während der „Eroberung“ des Nordamerikanischen Kontinents, während dessen z.B. Otter durch Pelzjäger fast ausgerottet wurden). Wenn Tiere nun „sowieso“ gejagt würden, könnte man dann doch auch den Pelz verwenden? Ein ähnliches Argument höre ich oft von Menschen, die ererbte Pelze, z.B. von Oma, tragen: Der Pelz sei ja schon da, dann könne man ihn doch auch tragen.
Hierauf würde ich wie Anfangs zu A. antworten: Wenn du es für angemessen und angenehm hältst, ein Kadaverteil auf den Schultern zu tragen, ist das deine Sache. Wenn man Tiere aber als Mitgeschöpfe auffasst, ist es ethisch einfach nicht „zu ertragen“, ihre Leichenteile als unnütze Zierde als Kragen oder Mützenbommel zur Schau zu stellen.
Um ein eindrückliches Beispiel zu wählen: Wenn deine Katze stirbt, würdest du sie doch auch nicht abziehen und zur Mütze umarbeiten lassen. Das ist dein geliebtes Tier, dein Freund, den beerdigst du in allen Ehren, aber reißt seinen Leib nicht auseinander, um ihn zu einem Modeartikel zu verarbeiten.
Zudem gilt: Wenn man Pelz aus welcher Quelle und in welcher Form auch immer trägt, trägt man weiter dazu bei, dass Pelz zur Norm wird, was wiederum auch den NEUkauf und die NEUproduktion von Pelz ankurbelt.

 

E. Hätte das Tragen von Pelzen, die durch lizenzierte Jäger erjagt wurden, nicht den Vorteil, diesen Berufszweig (z.B. anstatt von Wilderei) zu stärken und armen Menschen zu helfen?

Meine Position dazu ist: Es gibt Berufszweige, die nicht schützens- und unterstützenswert sind. Um auch hier ein krasses Beispiel zu verwenden: Es gäbe gewiss einige Leute, die wunderbare Henker abgäben, wenn man hierzulande die Todesstrafe wieder einführen würde. Gewiss haben die Henker bei Abschaffung der Todesstrafe auch heftig protestiert und es sind ein paar Menschen, die sonst kaum im Arbeitsmarkt unterzubringen waren, arbeitslos geworden. Und trotzdem haben wir uns als Gesellschaft entschieden, dass wir den ethischen Entwicklungsschritt hin zu einer gewaltfreien Gesellschaft machen und die Todesstrafe abschaffen wollen.
Ebenso setze ich mich dafür ein, dass die Nutzung von Tieren beendet wird. Tiere sind meine ebenbürtigen Mitlebewesen. Genau so, wie Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens oder anderer politischer Einstellung ein Recht auf Entfaltung ihrerselbst haben und genau so wie wir als Gesellschaft glücklicherweise zu der Erkenntnis gekommen sind, dass Freiheit und Lebensrecht für alle gelten sollen und keiner mehr Sklave oder „Untermensch“ sein soll, nur weil er eine andere Hautfarbe hat, wird es einen Entwicklungsschritt geben, an dem wir sagen: Tiere sind hinsichtlich der relevanten Kriterien für Empfindsamkeit und Lebenswille GENAU SO wie wir, also behandeln wir sie fürderhin als Freunde, nicht mehr als Ressourcen.


F. Gewissen versus Fakten

Wer sich diese ganzen Fragen stellt und ihre Antwort bis hier hin verfolgt hat, ist von sich aus schon auf dem Weg zu hinterfragen, ob es gut ist, Pelz von Wildtieren zu tragen. Ich finde es beachtlich, wie verantwortungsvoll du, lieber Leser, mit all diesen schwierigen Fragen umgehst.

Den richtigen Weg für dich musst du natürlich letztlich selbst finden. Was du tust oder unterlässt, ist deine ureigene Entscheidung. Es gibt keine wissenschaftlichen Fakten, was dir diese Entscheidung abnimmt oder erleichtert. Du bist letztendlich verantwortlich und einzig deinem Gewissen verpflichtet.

Wenn du bisher Pelz getragen hast und zu dem Schluss kommst, lieber pelzfrei zu sein, möchte ich dir von Herzen gerne meinen kostenlosen Pelz-weg-Service anbieten.

 

Noch Fragen?

Hast du Fragen zum Thema „Pelz von Wildtieren“, die hier nicht beantwortet werden? Dann schreib' mir. info[ät]pelz-war-leben.info ! Ich freue mich darauf, dir persönlich zu antworten und die obige Liste durch deine Anregungen zu ergänzen!

 

*3 Anmerkungen:

1) Die hier besprochenen Fragen stammen 1:1 aus Anfrage verschiedener Besuchers von Pelz war Leben und wurden in deren eigenem Wortlaut wiedergegeben.

2) Wie aus der Struktur dieses Beitrags ersichtlich, spielen bei den Fragen nach Jagd und Pelz zwei ganz unterschiedliche Ebenen eine Rolle: Die wissenschaftliche Ebene ökologischer und psychologischer Fragen und die ethische Ebene. Zu den wissenschaftlichen Fragen gibt es zwar im Rahmen des normalen akademischen Diskurses verschiedene Auffassungen, jedoch lassen sie sich verhältnismäßig „leicht“ beantworten. Zur Einordnung der Antworten: Hierbei greife ich auf meine psychologischen, ethologischen und wildbiologischen Kenntnisse aus der universitären Bildung an der CAU Kiel, der Yale School of Forestry and Environemental Studies und der ETH Zürich zurück.
Zu den ethischen Fragen biete ich hier meine eigene Auffassung an, aber letztlich bist du selbst verantwortlich, was du mit der Information anfängst.

3) Dem aufmerksamen Leser wird auffallen: Ich spreche mich hier nicht pauschal gegen Jagd und schon gar nicht gegen Jäger als Menschen aus. Dies auch deshalb nicht, weil ich ausführliche Gespräche mit Jägern verschiedener „Fraktionen“ geführt habe und sagen kann: Es sind in der Jägerschaft genau so kontroverse Meinungen und vielfältige Persönlichkeiten vertreten wie in der allgemeinen Öffentlichkeit: Einige naiv, andere sehr gut wissenschaftlich gebildet, einige gewissenhaft, andere egoistisch, einige „eigen“, andere sympatisch.
Ich lehne das Töten von Tieren als „Hobby“ ab, aber die hier diskutierten Fragen nach der Auswirkung und dem ökologischen Status der Jagd, sowie des Zusammenlebens von Mensch und Wildtier verdienen ausdrücklich(!) differenziert betrachtet und erörtert zu werden.
Wenn du hierzu weitere Fragen oder Anmerkungen hast, freue ich mich auf deine Nachricht: info[ät]pelz-war-leben.info