Aktiv(isten)-Urlaub
Da Idealismus nicht Beruf, sondern Berufung ist, kann man davon nicht so einfach Urlaub nehmen. Der Mitweltenschmerz reist immer mit - aber auch die Lust an der Aktion.
So hat auch Rudolf seinen Urlaub auf Sylt genutzt, um in dieser deutschen Hochburg der sogenannten "Reichen und Schönen" seinen Pfotenabdruck im Sand und in den Gemütern zu hinterlassen.
In bester Sylter Sommerhitze lautete seine Botschaft: "Der Winter kommt bestimmt - bitte ohne Pelzmo(R)de".
Flugs im Schutze einer schönen Westerländer Backsteinkirche in den Pelz geschlüpft ...
... und auf geht's ins Getümmel der Fuchsgängerzone Westerlands. An diesem wunderschönen, vorbildlich sonnigen Sonntag sind die Straßen übervoll.
Zwar hatte Rudolf sich diesen Ort genau wegen des zu befürchtenden traurig gedankenlosen Umgang mit Pelzmo(r)de(n) ausgesucht, aber dass selbst bei 25°C im Schatten schon Pelze in den Geschäftsauslagen angepriesen werden, das haut selbst den erfahrendsten Aktivistenfuchs von den Pfoten...
Den Einlass zur Strandpromenade nimmt der kühne Fuchs wider jeder Befürchtungen ohne Probleme. Offenbar hat keiner der Ordnungshüter etwas gegen weltverbesserische Füchse. Oder man findet, dass diese hübsche Promenadenmischung aus Fuchs und Nasenbär dem bunten Treiben gerade noch die gebührende Krone aufsetzt.
Hier begann nun der angenehmste Teil des schweißtreibenden Bades im Touristenstrom.
Tausendfach beäugt (eine Passantin zu ihrem Partner: "Die Frau setzt ein Zeichen!")...
... befragt ("Ist das nicht viel zu heiß? Warum machst du das?") ...
... und belobigt ("Es ist so wichtig, was Sie da machen, weiter so!")...
Sonne, Hitze, Meer... da fehlt nur noch der Strand. Zum Glück sind dort ausdrücklich nur Hunde, keine idealistischen Füchse, verboten.
Neben vielen interessierten Touristen, die sich fast in Ölsardinendichte rot-braun brennen lassen und zwischendurch gerne einen Blick und ein wenig verschämtes Getuschel über das Rotpelzchen und seine Botschaft riskieren...
...gibt es auch eine Menge interessierter Kinder - die mutigste kleine Dame verstellte ihm mit einem höflichen "Hallo, Herr Fuchs"! den Weg und zeigte sich ganz in Rudolfs Sinne diskussionsbegeistert und aufgeschlossen....
... und nicht zuletzt traf er eine Menge Fans. Welcher Anti-Pelz-Aktivist kann schon mit solchen schneidigen Kumpels aufwarten!?
Der Höhepunkt aber war, wie Rudolf unvorhergesehen in einen internationalen Katamaran-Segel-Wettbewerb im Rahmen der Sylt-Sailing-Week geriet.
Die Crews, die auf den wegen Wechselwinden verzögerten Start warteten, zeigten sich sehr interessiert an dem hinter ihnen entlangspazierenden Rudolf und im Weiterstreifen klang ihm im Ohr, wie die deutschen Segler Rudolfs Banneraufschrift für ihre Kollegen der anderen Teams auf Englisch und Französisch übersetzten...
Nach diesem Tag wird Rudolf wohl niemand übelnehmen, sich auch noch einmal auf die faule rotpelzige Haut gelegt und seinen restlichen Urlaub genossen zu haben.