Briefe an Geschäfte

Wissentlich oder unwissentlich bietet auch eine Reihe von Geschäften, die nicht ausgewiesene Pelz-Läden sind, Pelzmo(r)de an. Da sich mit Sicherheit kein vernünftiger und fühlender Mensch zum Mittelsmann für die Tierquälermafia macht, ist Aufklärung auch hier aussichtsreich.

 

Kurz vor Abreise aus dem beschaulichen Heppenheim an der Bergstraße, am 11.7.2013, setzten Rudolf und ich unser langgehegtes Vorhaben um, Briefe an fünf Heppenheimer Geschäfte zu senden, die Pelzassesoires anbieten: die Parfümerie Hillenbrand-Herold, Wunderle, Alpacka, Saphir Schmuckdesign und die Boutique Marion:

 

Sehr geehrte Geschäftsleitung von ...,

es ist mittlerweile Sommer geworden, aber sicher planen Sie schon längst Ihr Angebot für den kommenden Herbst und Winter.

Ich möchte Sie auf einen beklagenswerten Umstand aufmerksam machen, der Ihnen bisher offenbar nicht (gänzlich) bewusst war, nämlich das Angebot von Echtpelz.

Leider haben Sie in der vergangenen Wintersaison ...  aus Echtpelz angeboten und damit –wahrscheinlich unwissentlich – elendes Leid unserer pelzigen Mitgeschöpfe und eine nicht unwesentliche Verschmutzung der Umwelt mitgetragen.

Ich gehe davon aus, dass Ihnen die Kehrseiten der Echtpelzmode, namentlich der hohe Schadstoffgehalt1 der Produkte, der immense Umweltschaden durch den Gerb- und Färbeprozess und den Energieaufwand in der Herstellung sowie vor allem auch die untrennbar mit Echtfellprodukten verbundene Tierquälerei2, nicht in vollem Umfang bekannt sind.

Vielleicht sind Sie der Ansicht, die Pelztierhaltung und –tötung werde, wie auch von den Interessenvertretern der Pelzindustrie oft behauptet, „nachhaltig“ betrieben und veterinärmedizinisch überwacht. Leider ist es unbestreitbar, dass die Haltungsbedingungen nicht artgerecht sind und die Kontrollen auch schwerstes Leid der Pelztiere (z.B. unzureichende Wasservorsorgung oder Erfrierungen, Kannibalismus und Autoagressionen) nicht verhindern können, wie Recherchen auch auf europäischen und deutschen Pelzfarmen immer wieder dokumentieren3. Erschwerend kommt hinzu, dass heute alle verfügbaren Pelzprodukte unter tierschutzwidrigen Umständen, d.h. den Maßgaben des deutschen Tierschutzgesetzes widersprechenden Bedingungen, produziert worden sind. Einzig die Gesetzeslücke, die die Einfuhr und den Vertrieb von tierschutzwidrig hergestellten Pelzprodukten erlaubt, hält die Pelzindustrie auf deutschem Boden am Leben.

Möglicherweise vertrauen Sie auch auf das Argument, der Kunde könne und müsse selbst bestimmen, ob er Pelzmode wähle oder nicht. Dies ist zum Teil richtig, da letztendlich jeder Einzelne für sein Tun oder Unterlassen die Verantwortung trägt. Allerdings wissen Sie ja selbst, dass es eine Reihe marktpsychologischer Prinzipien gibt, die das rein-rationale Abwägen bei einer Kaufentscheidung außer Kraft zu setzen vermögen.

Ihnen und anderen Anbietern von Pelzmode, kommt also ein beträchtliches Maß an Mitverantwortung für die Nachfrage nach bestimmten Produkten zu.

Unter Umständen fürchten Sie einen wirtschaftlichen Schaden, wenn Sie Pelzartikel, die zur Zeit wieder „in“ sind, aus dem Angebot nehmen und meinen, die Kunden würden diese, wenn nicht bei Ihnen, dann bei anderer Adresse erstehen.

Angesichts der Tatsache jedoch, dass über 80% der Menschen, wenn sie direkt zu ihrer diesbezüglichen Einstellung befragt werden, angeben, Echtpelz allein schon aus Tierschutzgründen abzulehnen4, zeigt, dass die vorgenannte Befürchtung völlig unbegründet ist. Warum wird dennoch Pelz gekauft? In meiner Arbeit im Tierschutz stelle ich fest, dass die überwiegende Mehrzahl derjenigen, die Pelzmode tragen, überhaupt nicht wissen, dass sie Echtpelz gekauft haben und dies zutiefst bedauern, wenn sie darüber aufgeklärt werden.
Würden Sie also explizit auf Pelzmode verzichten und es zahlreichen namenhaften und sehr erfolgreichen Unternehmen gleichtun, könnte dies sogar einen Vorteil einbringen.

Zudem gibt es eine Reihe ausgesprochen hochqualitativer Alternativen, die z.T. selbst für Experten kaum von Echtpelzprodukten unterscheidbar, sowie ethisch und ökologisch unbedenklich sind.

Ich hoffe, dass Sie also, bei Lichte besehen, nachvollziehen können, dass es keine moralischen oder geschäftlichen Gründe gibt, die für das Angebot von Pelzmode sprechen. Ich möchte Sie daher im Namen der Tiere und der Mitwelt bitten, in der kommenden Saison auf Echtpelz zu verzichten. Setzen Sie ein Zeichen für eine Welt, in der kein Wesen sein einzigartiges Leben dafür verlieren muss, dass sich andere mit seiner Haut schmücken.

Sehr gern können Sie mich bei Fragen oder Anregungen oder einfach auch so kontaktieren. Ich freue mich, von Ihnen zu hören und verbleibe mit besten Grüßen,

Uta Maria Jürgens

Pelz war Leben

info@pelz-war-leben.info

www.pelz-war-leben.info

 

1  Gift im Pelz - Report II 2011

2  für eine zusammenfassende Darstellung siehe www.pelz-war-leben.info

3  siehe beispielsweise WISO ermittelt vom 6.2.2012

4  "Akzeptanz Pelztierzuchtverbot": EMNID-Studie aus dem Jahre 2003

(Die Links zu diesen Quellen, bzw. Pdf-Versionen lasse ich Ihnen auf Anfrage gern per eMail zukommen.)