Briefe an uns

Ja, auch wir bekommen Post. Meistens positive, aber es bringt ja nichts, sich im eigenen Saft zu suhlen, deshalb lest ihr hier nur die konstruktiven bis negativen Beiträge. Weil die darin enthaltenen Meinungen, aber auch unsere Entgegnungen für andere Tierrechtler argumentativ interessant sein könnten, haben wir beides in Originalfassung aufgeführt. Allein die Namen der Anfragenden habe wir aus Datenschutzgründen rausgenommen.

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Erhalten am 3.12.2018 von Klara, 22:

Hallo Uta,

Ich bin über deine Seite pelz-war-leben.info gestolpert als ich verzweifelt nach einer Verwendung für den Pelzkragen meiner Winterjacke gesucht habe.

Ich selber bin seit 10 Jahren Vegetarierin und war absolut geschockt dass der Kragen der Jacke die ich nun seit (2 Wintern) trage - entgegen dessen was die Verkäuferin auf meine Rückfrage sagte - nun doch echter Pelz ist!!

Das Etikett könnte ich beim Kauf nicht finden, sondern nur den Ersatzknopf aber als ich letzte Woche an der Innentasche herumgespielt habe entdeckte ich dort in einer extra Stofflage versteckt doch das Etikett.

Mir ist fast das Herz stehen geblieben bei den Worten „100% Waschbär“ und ich überlege seit dem ständig was ich mit dem Kragen jetzt anfangen soll.

Die Jacke ist nach wie vor in Ordnung und ich empfinde es als Umweltverschmutzung sie einfach zu entsorgen und eine neue zu kaufen. Zudem lässt sich der Pelz an der Kaputze einfach an kleinen Knöpfen abtrennen.

Daher würde ich gern wissen ob ich dir diesen zukommen lassen kann, damit er seine Karriere in der ANTI-Pelz arbeit als Anschauungsmaterial starten kann und andere Menschen vor dem gleichen Fehler bewahrt werden, wie ich ihn gemacht habe.

Liebe Grüße aus [...],

Klara

 

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Erhalten am 24.7.2016 (ohne Anrede):

Ihre Seite ist voller Hass und Falschinformation.

1. Es gibt keine Pelzindustrie sondern nur ein Handwerk.

2. Nur Tier die sich wohlfühlen haben ein schönes Fell.

3. In den letzten 30 Jahren wurden kaum neue Pelze verkauft sondern umgearbeitet.

4. Beim richtigen Umgang mit dem Pelz hält er mehr als 50 Jahre und wird somit

von 3 Generationen getragen.

5. Ohne Pelz gäbe es hier in den nördlichen Gebieten keine Menschen.

6. Der Kürschner ist der älteste Beruf der Menschheit und wird es auf lange Zeit auch bleiben, denn es gibt nichts was wärmer und länger hält als echter Pelz.

Kunstpelz mit seiner offenen Struktur kann hier nicht mithalten.

Einfach mal darüber nach denken Tierschutz ist wichtig es sollten keine Tiere misshandelt werden auch der Hamster im Kinderzimmer. Tierärzte gibt es nur in der zivilen Gesellschaft und nicht in der freien Natur, weil der Mensch die Tiere falsch behandelt.

Mit freundlichen Grüßen

X

 

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Vielen Dank, X,

Die Antworten auf Ihre wichtigen Fragen finden Sie alle auf meiner Seite. Insbesondere empfehle ich Ihnen die Seite "Qualen nach Zahlen" ( http://www.pelz-war-leben.info/informieren/qualen-nach-zahlen/ ), wo Sie Informationen in Form von Zahlen finden, die ich VON DEN PELZ-VERARBEITENDEN "Handwerkern" SELBST bezogen habe. Die Quellen habe ich angegeben, so dass Sie sich selbst bei den zitierten Stellen davon überzeugen können, dass das Pelzhandwerk, wenn Sie es so nennen möchten, selbst von Neuverkäufen und dem Tod Millionen Farm- und Wildtiere spricht.

Diese Zahlen etwa des Deutschen Pelzinstituts und der EFBA zeigen genau, wie viele Millionen Tiere jährlich in welchen Europäischen und Deutschen Farmen für die Herstellung von Pelzmode getötet werden. Insofern gibt es da schon ein enormes Problem, dessen man sich als Tierfreund annehmen muss. Schön, dass wir uns da einig sind!

 

Ich freue mich über Ihr Interesse an dem Thema! Nur bitte informieren Sie sich in Zukunft bei diesen Stellen, bevor Sie anderen vorwerfen zu lügen.

 

Alles Liebe

Uta Jürgens

 

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Erhalten am 23.11.2015:

Sehr geehrte Frau Jürgens,

ich bin schockiert über Ihre Seite !Es ist erschreckend wie Tierrechtsaktivisten wie Sie Menschen aufgrund von Kleidung diskriminieren.Im übrigens,sollten Sie tatsächlich Ethnologie studiert haben,müssten Sie wissen daß gerade viele indigene Volksgruppen von der traditionellen Jagd leben.Da Sie aber nicht einmal in der Lage sind Ethnologin richtig zu schreiben,gehe ich davon aus daß Sie auch sicherlich nie Ethnologie studiert haben.
Hochachtungsvoll,
T.L. [Name am 23.9.2016 rausgenommen]

Antwort, selbigen Tages:

Liebe Frau L.,

zunächst: Ich habe Ethologie, das bedeutet Verhaltenskunde, studiert. EthNologie mit "n" ist etwas anderes. Dass Sie diesen Unterschied nicht kennen, erklärt Ihr Erstaunen. Lassen Sie mich kurz erklären:
Ethologie, Verhaltenskunde, befasst sich mit dem Verhalten und den Ansprüchen verschiedener Tierarten. Meine Spezialisierung war die Ethologie von Caniden, Hundeartigen, zu denen die meisten Pelztiere zählen. Deshalb treffe ich Aussagen über das Wohlergehen oder eben eher Schlechtergehen von Tieren in Pelzfarmen und Tieren, die in Fallen für die Pelzgewinnung gefangen werden.

Ethnologie befasst sich - das wissen Sie - mit dem (Er-)Leben verschiedener Kulturen und Volksgruppen. Das habe ich zwar nicht studiert, werde aber in Kürze ein Buch über Ethnographie als Methode der Consumer Psychology veröffentlichen, und habe zwischenmenschlich viele Erfahrungen aus erster Hand sammeln können, etwa mit den Hopi Indianern im heutigen Arizona.
Ich wünschte, Sie hätten meine Seite aufmerksamer studiert, dann hätten Sie gemerkt, dass ich keinesfalls pauschal und schon gar nicht mit mangelnder Kultursensitivität das Nutzen von Tieren kritisiere. Was mir vielmehr auffällt, und was meine Seite prägt:
Die nicht-westlichen Kulturen, auf die Sie verweisen, die bis heute von Jagd leben und Tiere nutzen, betrachten die Tiere als Mitlebewesen, als Subjekte, als empfindungsfähige Agenten in ihre jeweligen Welten. Sie behandeln diese Tiere folglich mit großem Respekt, häufig sogar großer Ehrfurcht (siehe z.B. "Make Prayers to the Raven" von Richard Nelson ).
Genau dieser Respekt fehlt in der massenhaften Haltung und Tötung von Tieren in der Pelzindustrie. Diese betrachtet die Tiere nur als Ressource und DAS lehne ich ab. Und deshalb nehme ich mir heraus, Menschen zu kritisieren, die häufig ohne Nachzudenken diese Industrie unterstützen, ohne dass sie selbst es übers Herz brächten, ein Tier nur für ein Kleidungsstück (bzw. den verzierenden Besatz eines Kleidungsstücks) auf barbarische Weise zu töten.
Aber bei genauer Betrachtung der Seite wäre Ihnen ebenso unschwer aufgefallen, dass ich die meisten Pelzträger nicht pauschal diskriminiere, sondern ebenso als Opfer der Pelzindustrie ansehe. Denn die meisten Menschen, die Pelz tragen und mit denen ich in teils sehr sehr schöne, tiefgründige Gespräche komme, wissen überhaupt nicht, dass sie Pelz gekauft haben. Ihnen ist es passiert, weil die Pelzindustrie sie bewusst in die Irre und zu einem Fehlkauf geführt hat.
Und DAS geht wirklich nicht. Menschen sollten sich bewusst entscheiden können - "Consumer Freedom", wie es die Pelzindustrie so gern im Munde führt.

Ich würde mir wünschen, dass Sie sich zukünftig etwas eingehender informieren, bevor Sie andere Leute kritisieren, und dass Sie diese Kritik ein wenig angemessener formulieren. Dann unterhalte ich mich sehr gern mit Ihnen und Sie werden sehen, dass wir gar nicht so weit voneinander entfernt liegen, wie es Ihnen zunächst vielleicht erscheint.

Beste Grüße,
Uta Jürgens

 

Anschluss-Email vom 23.9.2016:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wie ich soeben erfahren habe veröffentlichen Sie meinen vollen Nachnamen in einem Brief den ich vor längerer Zeit an Sie geschrieben habe. Ich möchte Sie bitten dies innerhalb einer Woche zu entfernen, ansonsten wird mein Rechtsanwalt [Name aus versöhnlicher Motivation auch entfernt :-D] Medienrechtliche Schritte einleiten.

Mit freundlichen Grüßen,
L.T.

 

Antwort selbigen Tages:

Hallo Frau L.,

schön, dass Sie immer mal wieder auf Pelz-war-Leben.info zu Gast sind!

Nach Information meines Rechtsbeistands ist die Sachlage da nicht eindeutig. Sie werden bei Ihrem genauen Studium meiner Seite gemerkt haben, dass ich normalerweise die Namen lösche - das habe ich im vorliegenden Falle einfach vergessen und danke Ihnen für den Hinweis. Ich werde also Ihren Namen auf die Initialen reduzieren - einzig aus dem Grund, dass ich nicht glaube, dass es für irgendeine von uns Sinn macht, in einen Rechtsstreit Energie zu investieren.

Allerdings frage ich mich, warum Sie nicht öffentlich zu dem Gesagten stehen wollen. Nun, das ist Ihre Sache.
Ich werde sowohl meine Korrespondenzen, als auch das auf Pelz-war-Leben und über meinen anderen Medien Kommunizierte weiterhin so gestalten, dass ich dazu jederzeit und uneingeschränkt mit vollem Namen und gutem Gewissen stehen kann.

Alles Liebe
Uta Jürgens

 

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Erhalten am 5.3.2015:

Liebe Frau Jürgens,

 

... Finde den Flyer wirklich sehr gelungen und informativ. Und er erweckt auch Mitleid, mit dem Foto von dem unschuldigen, wehrlosen Tier im Käfig.

Das alles sind so schreckliche Zustände, immer mehr Leute tragen - vielleicht wirklich unbewusst - Pelz. Es bricht mir das Herz, wenn ich auf die Straße gehe.

Oft kommt mir der Gedanke, dass ich in so einer Welt nicht leben mag. Aber hilft ja nichts!!! Man muss wenigstens versuchen was zu tun und sich nach seinen Möglichkeiten einbringen.

 

Viele Grüße

Gabi H.

Antwort, selbigen Tages:

Liebe Frau H.,

Sie sprechen mir aus der Seele! Es ist kaum auszuhalten, wie wir mit unseren Mitlebewesen umgehen und auch mit der Umwelt - das führt ja absehbar geradewegs in die Katastrophe.
Aber wir können nur bei uns anfangen und beispielsweise vegan werden, auf Konsum weitestgehend verzichten, um dem System die Kraft zu entziehen, um uns selbst heil zu erhalten und um anderen ein Beispiel zu geben.

Und immerhin: Ich bekomme recht viele Zuschriften von Menschen, die genau so denken und fühlen wie Sie. Das gibt doch Anlass zur Hoffnung! :-)

...

Alles Liebe

Uta Jürgens

Nochmal Frau H:

DANKE für Ihre Zeilen. "Um dem System die Kraft zu entziehen" - dieser Ausspruch trifft es einfach perfekt!!! Und genau darin sehr ich meine Aufgabe in diesem Leben.

Bin schon seit vielen Jahren Vegetarierin und gerade dabei, immer mehr Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen. Und der Verzicht auf Konsum, sprich auf das, was die Industrie uns mit ihrer ständigen Botschaft "Kauf, kauf kauf" andrehen will, ist der Schlüssel, um diese Welt nicht immer noch mehr zu zerstören.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir noch viele Mitstreiter finden!

...

Alles Liebe und viel Erfolg

Gabi H.

 

 

Erhalten am 18.1.2014:

Hallo,

Offensichtlich halten Sie von Pelz genau so wenig wie ich. Was uns unterscheidet ist, dass Sie Fördermitglied von NABU e.V. sind. Nun, ich glaub' in Anbetracht dieser Meldung, die vorgestern rausgegangen ist - eröffnet sich da gleich zu Anfang des Jahres eine Sparmaßnahme für Sie...

Viele Grüße und starke Nerven im Einsatz für Tiere,

X


 

Antwort, selbigen Tages:

Guten Abend,

herzlichen Dank für den Hinweis!

Zu der Frage  habe ich diese Stellungnahme des NABU Baden-Württemberg gefunden, die das Ganze in ein etwas anderes Licht rückt.

Ich nehme den NABUs sogar ab, dass die Jäger (in Komplizenschaft mit ihr wohlgesonnenen Medien, also fast allen Medien) ihnen das Wort im Munde herumgedreht haben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man manchmal seine eigenen Aussagen in der Berichterstatung nicht mehr wiedererkennt und die "Journalisten" geschickt darin sind, durch gezielte Auswahl von Zitatfetzen und manipulative Wortwahl Wahrheiten völlig zu entstellen.

Die Position des NABU zur Jagd, auf die auch in der Klarstellung verwiesen wird, betrachte ich mit großen Bauchschmerzen, als überzeugte Veganerin würde ich mir eine ganz andere Position wünschen und teile viele Grundannahmen nicht.

Ob ich weiterhin NABU-Fördermitglied sein will, entscheidet sich letztendlich daran, ob die guten Aspekte der NABU-Arbeit die falschen Positionen überwiegen. Und alles in allem bleibt die Frage, ob ich überhaupt einen faulen Kompromiss mit meinem Gewissen eingehen möchte. Ich werde das jetzt ein paar Tage ziehen lassen und mich dann entscheiden.

Alles Liebe,

Uta

 

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Erhalten am 23.3.2012:

Sehr geehrte Frau Jürgens,

ich bin durch Zufall auf die Internetseite gestoßen und möchte Ihnen ein paar Anregungen bzw. meine Erfahrungen mitteilen.
Ich selbst bin zwar kein Vegetarier, würde mir aber NIE auch nur ein Pelzteil kaufen.
Trotzdem wäre es mir im letzten Jahr fast passiert. Durch die fehlende Deklaration an einer Jacke, dachte ich es wäre ein Kunstpelz. Ich war der Meinung ein Echtpelz muss als solcher gekennzeichnet sein. Erst an der Kasse erfuhr ich von meinem Trugschluss. Die Jacke hängte ich wieder zurück und recherchierte zu Hause im Internet. Ich überlegte, was für ein Fell es gewesen sein könnte..... Es sah aus wie ein Collie......
Nach Recherchen im Internet über Hunde- und Katzenfelle aus China, über Fantasienamen um die Herkunft zu verdunkeln, über das Totschlagen der Tiere dort und das häuten z.T. bei lebendigem Leib...... Ich konnte nächtelang nicht mehr schlafen. Wir haben selbst zwei Hunde und ich war erschüttert.
Mittlerweile kenne ich die Merkmale eines Echtpelz und ich sehe jetzt nur noch Frauen mit Pelzbesatz an Jacken.
Ich habe das Gefühl, dass das Thema Pelztierfarmen, Fuchs, Kaninchen und sonstige übliche arme Kreaturen viele Menschen nicht mehr berührt. Aber einen Hund im Kleiderschrank, grausam in China getötet..... Das hinterlässt Spuren.
Ich habe schon Verkäuferinnen mit einer billigen Jacke mit Pelz aus China konfrontiert und sie gefragt, was für ein Pelz das sei....? "Kaninchen glaube ich" sagte sie. Ich klärte sie über Hundepelze auf und sie hat fast geweint.

Einige Freunde haben gemeint, seit ich das erzählt habe lässt sie das Thema nicht mehr in Ruhe.
Die Deklaration der Pelze mit Tierart, Herkunft, Haltung würde dem Verbraucher die Augen öffnen. Die Verbraucher wären sensibilisiert. Die Nachfrage nach Pelz wäre sicherlich rückläufig und was nicht gekauft wird, wird nicht produziert.

Greift doch das Thema Hunde-und Katzenfelle mal auf. Von der Ablehnung der Verbraucher würde Rotpelzchen Rudolf bestimmt auch profitieren.   
Übrigens ist der Tierschutzverein AnimalsUnited e.V. mit der Kampagne "Bist du gelabelt?" sehr erfolgreich.


In diesem Sinne ein tierischer Gruß und weiterhin viel Erfolg!!
Von Tierfreund zu Tierfreund

Frau S.

 

Antwort, 16.3.2013:

Liebe Frau S.,

[...]

Sie sprechen ein Thema an, das ich für das wichtigste überhaupt halte. Die fehlende Kennzeichnung von Echtpelz, zusammen mit der heftigen und völlig unkritischen Werbung in Frauenmagazinen verleitet abertausende Kunden zu Käufen, die sie "bei Bewusstsein" NIE tätigen würden. Nur so kann die Pelzindustrie ihren momentanen unmäßigen Erfolg begründen. Das krasseste Beispiel ist mir jüngst bei der diesjährigen Wir-haben-es-satt-Demonstration untergekommen: Drei junge Tierschützerinnen, die ein Transparent mit der Aufschrift "Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken." trugen, trugen ebenso unwissend Pelz. Der war ihnen allerdings von einer offenbar übelwollenden (oder völlig uninformierten) Verkäuferin als Kunstpelz angedreht worden. Aber so oder so - die fehlende Kennzeichnung ist das Problem.
Dieses Thema wird "Rudolf" in Zukunft auch stärker thematisieren. Danke nochmals für den wichtigen Hinweis, der mich bestärkt, in dieser HInsicht voranzugehen.

Hunde- und Katzenfelle thematisiere ich allerdings nicht gesondert. Für mich spielt es keine Rolle, welches Tier leiden und sterben muss. Sie sind ALLE fühlens- denkens- und insbesondere leidensfähig, egal ob Fuchs, Nerz, Hund, Kaninchen, Katze, Nutria oder Waschbär. Sie sind ALLE schützenswert. Natürlich "erwischt" man die Menschen am besten bei ihren Haustieren und wenn ich einem Pelzkragen ansehe, dass es Hund oder Katze ist, spreche ich das natürlich auch explizit an, aber ich möchte die "Schere im Kopf" nicht weiter unterstützen.
Es ist ein großes Problem im Kampf gegen Tierausbeutung, dass die Menschen scharf zwischen Haus- und Nutztier unterscheiden. Die Albert-Schweitzer-Stiftung fragt daher auch in ihrer neusten Kampagne ganz richtig "Wen streicheln - wen essen?" ( http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutz-helfen/lkw-planen ).
Es gibt keinen apriori-Grund dafür, Schweine zu Essen, aber keine Hunde - oder aber andersherum, Hunde zu schützen, aber Schweine, Rinder, Hühner, ... einem furchtbaren Leben und grausamen Tod zu überantworten, einfach weil es "Schweine, ..." oder aber "Hunde" sind. Nach welchem ethischen Kriterium entscheiden Sie, wen Sie essen und mit wem Sie kuscheln?

Ihre Gedanken hierzu würden mich interessieren.
[...]
Alles Liebe,

Uta Maria Jürgens

 

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Erhalten am 24.11.2011:

[ohne Anrede]

Selten habe ich so viel Verblendung, so viel fast faschistisches Zurechtbiegen der Wirklichkeit gelesen wie hier.

Menschen, die sich (vielleicht bewusst!) für einen Pelz entschieden haben, stellen Sie als "Opfer der Pelzindustrie" dar, ein Schachzug, der an Niederträchtigkeit kaum zu unterbieten ist.

Übrigens: Weder trage ich noch meine Frau Pelz. Nur widert mich Scheinheiligkeit und Intoleranz an. Was genau ist denn in Ihren Augen der Unterschied zwischen Tierzucht für Fleisch und Tierzucht für Pelz? Mit einem anderen Teil des Tiers wird ein anderen Grundbedürftnis befriedigt.

Es bedarf schon viel Geifer und Beißreflexe, um da einen Unterschied zu sehen.

Gott sei Dank hat dieser Humbug hier keinerlei Auswirkungen: Pelz bleibt erlaubt und das ist gut so.

Tierschutz ist übrigens da einfach, wo das Tier possierlich und der Verzicht (weil wohl eh nicht erschwinglich) einfach ist. Mir ist das zu billig.

Mit bedingt freundlichem Gruß

[anonymisiert]

 

Antwort, selbigen Tages:

Sehr geehrter Herr XXX,

vielen Dank, dass Sie die Mühe nicht gescheut haben, mir zu schreiben! Vielen Dank auch für Ihre Anregungen und Fragen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um die angesprochenen Aspekte auszuführen und die Unklarheiten zu beheben.

  1. Warum sind Pelzkunden „Opfer der Pelzindustrie“?

Diese Behauptung begründe ich wie folgt:  Die allermeisten Menschen, die heute Pelz kaufen, tun dies unbeabsichtigt. Pelz ist heute durch Importe aus Ostasien so billig, dass er weder preislich noch qualitativ für den Nicht-Kenner eindeutig identifizierbar ist. Da laut repräsentativer EMNID-Umfrage aus dem Jahr 2003 70% der Bevölkerung Echtpelz ablehnt und auch viele der von mir angesprochenen Pelzträger bestürzt reagieren, wenn sie erfahren, dass es sich bei ihrer Kaputze nicht wie vermutet um Kunstpelz handelt, halte ich die Implikation „Opfer der Pelzindustrie“ für angemessen. Diese legt es nämlich z.B. durch Nicht- oder Falschdeklarierung darauf an, unbedarfte Kunden zu gewinnen.

Selbstverständlich gibt es Kunden, die bewusst Pelz kaufen, überwiegend in ausgewiesenen Pelz-Geschäften. Doch diese haben oftmals eine erstaunlich naive Meinung über den Herstellungsprozess. Die häufigsten Fehlurteile sind: „Die Tiere werden gut gehalten und leiden nicht“ oder „Pelztiere sind Arten, deren Population ohnehin begrenzt werden muss“.

Ersteres ist mehrfacher unabhängig dokumentiertermaßen falsch. Letzteres ist fehlleitend, da suggeriert wird, dass z.B. Nerze gejagt anstatt in Käfigen gehalten werden, bzw. bei den wirklich bejagten Füchsen die Populationen dadurch langfristig reduziert würden, was ebenfalls wissenschaftlich widerlegt ist.

Ich behaupte, dass kaum eine Pelzträgerin ertrüge, den Herstellungsprozess mitzuerleben, würde sie ihn einmal direkt erleben. Dass sie sich trotzdem in Sicherheit wiegen lässt und guten Gewissens Pelz kauft, rechtfertigt meines Erachtens die oben genannte Aussage: Sie ist informationelles Opfer der Pelzindustrie, weil mit ihrer natürlichen Gutmütigkeit Schindluder getrieben wird.

  1. Was ist der Unterschied zwischen Pelz und Fleisch?

Es freut mich sehr, dass Sie diese wichtige Frage stellen. Die Antwort ist: Es gibt keinen Unterschied. Weder ist es heute notwendig, Pelz zu tragen, um sich zu wärmen, oder um modische Klasse zu beweisen, noch ist es notwendig, Fleisch zu essen, um sich gesund zu ernähren. Es wäre in der Tat scheinheilig, das eine gutzuheißen und das andere zu verteufeln. Deshalb lebe ich konsequent vegan.

Ich konzentriere mich auf den Themenkomplex „Pelz“, da hier die Diskrepanz zwischen Tierleid und Nutzen für den Menschen am augenfälligsten ist.

  1. Gegen Pelz zu sein, ist intolerant

Das ist richtig, wenn man auf den lateinischen Begriff „tolerare“, das heißt „erdulden“ zurückgeht. Wer sich gegen Pelzmode einsetzt, kann wohl in der Tat nicht erdulden, dass für ein nachrangiges Bedürfnis des Menschen, die Eitelkeit, Leben vernichtet wird und sei es auch nicht-menschliches Leben.

Hinweisen möchte ich Sie noch auf folgende Punkte:

iv) Anders als von Ihnen vermutet, wird nicht mit jedem „Teil des Tieres ein anderes Grundbedürfnis befriedigt“. Nerze, Füchse, Chinchillas, Hamster und viele andere Pelztiere, ja sogar Kaninchen (verschiedene optimierte Arten für Pelz und Fleisch) werden allein für die Pelzmode gezüchtet und getötet, die Überreste entsorgt oder wiederum als Nahrung für die nächste Generation von Tieren verwendet. Selbst Rindsleder stammt ja nicht ausschließlich von Schlachttieren, sondern z.T. von eigens dafür getöteten Tieren.

v) Was für den einen Intoleranz ist, ist für den anderen Avantgarde. Vor ein paar hundert Jahren wurden diejenigen Menschen, die sich für die amerikanischen Sklaven einsetzten, ins Irrenhaus überwiesen oder hingerichtet. Ich hoffe sehr, dass man sich in ein paar hundert Jahren über die heutigen Tierrechtler ebenso freut.

vi) Leider ist Pelz heutzutage für jeden erschwinglich. Wie gesagt: Billigimporte machen es möglich. Es gibt leider genug Sachargumente, um gegen Pelz zu sein. Und selbst wenn, wie es vielleicht Ihr Empfinden ist, die Tierschützer maßlos übertrieben und die Zustände auf Pelzfarmen im In- und Ausland gar nicht so furchtbar sind, wie es zu vermuten steht, so bleibt doch noch immer der Hauptanlass für mein Engagement gegen Pelz: das Tierschutzgesetz. Denn einen „vernünftigen Grund“ für das Töten von Tieren liegt meines Erachtens nicht vor, wenn man sich schlicht mit ihren Leichenteilen zu schmücken gedenkt.

Ich denke, jetzt verstehen Sie meinen Einsatz etwas besser und danke Ihnen nochmals, dass Sie den Kontakt gesucht haben.

Mit ungebrochen freundlichen Grüßen,

Uta Maria Jürgens

 

Rückantwort am 25.11.2011:

Guten Morgen, Frau Jürgens,

vielen Dank für Ihre Antwort, ich hab Ihre Argumente zur Kenntnis genommen und weiß es sehr zu schätzen, wie sachlich Sie auf meine leider nicht immer ganz so sachliche E-Mail antworten. Vieles von dem, was sie schreiben, kann ich - wenn es auch nicht meinem Standpunkt entspricht - doch ganz gut nachvollziehen.

Jemand, der wie Sie vegan lebt, hat alles Recht der Welt, Pelz"erzeugung" und -handel anzuprangern. Auch stimmt ich Ihnen zu, dass die Diskrepanz zwischen Menschennutzen und Tierleid vielleicht höher ist als bei anderen Formen der Nutzung von Tieren. Mich wundert bei vielen Pelzgegnern (die ja beileibe nicht alles auf alles Tierische verzichten) aber die so klare Grenze, die sie zwischen Pelztieren und anderen Nutztieren ziehen: Beides ist ja letztenendes vielleicht im Ausmaß, bestimmt aber nicht im Prinzip unterschiedlich.

Etwas provokant gefragt, wann richte ich in der Tierwelt mehr Schaden an: Wenn ich ein einziges Paar Pelzhandschuhe besitze, weil ich viel Wintersport im deutschen Mittelgebirge mache und zu kalten Händen neige, oder wenn ich meine, jeden Morgen Wurst in rauen Mengen und von der billigsten Sorte essen zu müssen? Ich bin da ein Freund einer differenzierten Sicht: Wir verzichten aus Umweltgründen auf Flugreisen, essen höchstens einmal in der Woche Fleisch oder Fisch, würden aber gegebenenfalls durchaus ein Pelzprodukt kaufen, wenn dieses einen höheren Nutzen hätte als ein vergleichbares pelzfreies Produkt und wenn es eben nicht aus chinesischer Produktion käme, sondern aus einem verantwortlichen handelnden Betrieb.

Ich danke Ihnen für die vielen Informationen und bitte für den doch recht unverschämten Tonfall meiner ersten E-Mail um Entschuldigung.

Mit freundlichen Grüßen

XXX

Es folgten noch ein Austausch kurzer freundlicher Schreiben. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie man eine gute gemeinsame Ebene finden kann, wenn man sich nicht von den Emotionen des Moments überwältigen lässt.

 

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Erhalten am 29.2.2012:

Sehr geehrte Frau Jürgens,

sind Sie Veganer? Ansonsten kann ich Ihre Einstellung nicht nachvollziehen.

Mit freundlichem Gruß YYY

 

Rückantwort am selbigen Tag:

Sehr geehrte Frau YYY,

herzlichen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Frage!
Ja, ich bin Veganerin. Sie haben ganz recht: Sonst fiele es schwer, überzeugend gegen Tierausbeutung einzutreten. Es ist wunderbar, dass Sie diese Konsequenz-Frage auf den Punkt bringen.
Für viele Menschen besteht dennoch ein gefühlter Unterschied zwischen z.B. dem Tragen von Pelzmode und Fleischverzehr. Während die Eitelkeit nicht als vernünftiger Grund dafür angesehen wird, Tiere zu nutzen, sieht das bei Nutzung für die Ernährung schon ganz anders aus. Dieser gefühlte Unterschied ist für die politische Anti-Pelz-Arbeit ein Vorteil. Selbstverständlich aber wird in beiden Fällen ein fühlendes Wesen gequält und seines individuellen Lebens beraubt. Hier eine grundsätzliche Werte-Unterscheidung treffen zu wollen, ist ebenso willkürlich, wie einen chinesisches "Hundegullasch" abzulehnen, aber 5 Minuten später ins Wurstbrot zu beißen.
Darf ich fragen, wie Sie auf Pelz-war-Leben aufmerksam wurden? Sind Sie auch im Bereich Tierschutz tätig?

Beste Grüße,
Uta Maria Jürgens